Kalimera Hellas!

Die letzten Kilometer in Albanien hielten noch die Ausgrabungsstätte Butrup und eine abenteuerliche Flussüberquerung bereit, aber dann gings auf nach Griechenland. Direkt nach der Grenze fanden wir einen lauschigen See, an dem wir rasteten. Obwohl die Strasse keine 50 Meter daneben verlief, waren wir vor Blicken geschützt, und hüpften bei herrlichem Sonnenschein splitterfasernackt ins Wasser.

Gegen Abend erreichten wir die Vikos-Schlucht, die als grösste Europas gilt, und in einem Seitental die Rogovo Bassins, in Felsen ausgewaschene Becken, in denen sich das Wasser des Bergbachs sammelte und die zum Baden einluden. Zähneklappernd trotzten wir den kalten Temperaturen. Da sich der einzige ebene Stellplatz von Mikro Papingo direkt neben einem Friedhof befand, entschieden wir uns kurzerhand für ein Hotelzimmer, Budget hin oder her.

In drei Tagen fuhren wir in grossem Bogen durchs nördliche Griechenland, um rechtzeitig beim Treffpunkt zu sein. Wir freuten uns auf Barbara, entsprechend euphorisch war das erste Wiedersehen nach knapp sechs Wochen. Wir feierten mit Tsipouro und griechischem Wein, der übrigens eine seltene Kombination aus lecker und bezahlbar vereint.

Unser erstes gemeinsames Ziel waren die hängenden Klöster von Meteora. Tanja hatte vor Jahren einen Abreiss-Kalender mit Bildern aus aller Welt und eines zeigte so ein Kloster. Seitdem war Meteora als Must See gesetzt. Zurecht, denn die auf wenige Kilometer verteilten sechs Klöster der griechisch-orthodoxen Kirche sind schlicht atemberaubend, wie sie Adlerhorsten gleich auf den Felsen thronen. Auch innen beeindrucken sie, mit Wandfresken, goldenen Ikonen und Reliquien.

In der ersten mehrere Tage dauernden Schlechtwetterphase spulten wir die Kilometer der Westküste entlang ab, übernachteten in idyllischen Buchten direkt am Meer und liessen uns auch von einem Gewitter nicht die Laune verderben. Mit der Fähre erreichten wir den Peloponnes zwar langsamer als über die Brücke, dafür deutlich günstiger: 13 Euro für zwei Autos anstelle von 27. Wir fanden die Wolken über dem antiken Olympia sehr angenehm, da sie zumindest etwas Schatten spendeten und die brütende Hitze erträglicher machten. Die vielen Kreuzfahrttouristen mit ihren farbigen Nummernkleber auf Blusen und T-Shirts wurden bald wieder in die Busse beordert und wir konnten die alten Säulen des Zeus-Tempels in Ruhe auf uns wirken lassen. Was für eine Atmosphäre muss beim Einlaufen in das mit tobenden Zuschauern gefüllte Stadion geherrscht haben. Dabei feierten die Menschen nicht nur ihre Idole, sondern auch die Waffenruhe: die acht Tage der vierjährlich stattfindenden Spiele waren die einzige Zeit, während der die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den verfeindeten Stadtstaaten ausgesetzt wurden. Für Tanja als Sportlehrerin war Olympia ein Highlight.

Nach so vielen Reisetagen freuten wir uns auf einen längeren Aufenthalt am Meer und fanden in Gythio einen idealen Ort dafür. Auf dem mittleren Finger des Peloponnes gelegen, eignete er sich besonders um das südliche Griechenland zu erkunden. Die Planung auf der Karte sah einfacher aus als die kurvige Fahrt auf den engen Bergstrassen. Entschädigt wurden wir mit imposanten Schluchten und herrlichen Weitblicken aufs offene Meer. Ob die bisherigen 4’000 Kilometer pannenfreie Fahrt den unzähligen Gedenkstätten in Form von Mini-Kirchen geschuldet sind, wissen wir nicht, aber die hübschen Objekte wären ein eigenes Fotoprojekt wert.

In Kalamata organisierten wir ein privates Seminar über Oliven und Öl. Wir werden künftig jedes Olivenöl erst durch die Zähne ziehen und auf die drei wesentlichen Faktoren Fruchtigkeit, Bitterkeit und Schärfe testen, um zu prüfen, ob das Prädikat «Extra Vergine» auch tatsächlich der Wahrheit entspricht.

Wir entschieden uns, die vier Tage bis Athen in kurzen Etappen und mit wildem Camping zu verbringen. Es ist einfach unschlagbar, am Morgen vom Meeresrauschen geweckt zu werden und den leeren Strand direkt vor der Autotür zu wissen. Es freute uns, dass sich auch Barbara als Overlander-Rookie für diese Form des Reisens begeistern konnte.

Die Fahrt über Leonidio, Nafplio nach Epidhavros war geprägt von silbern schimmernden Olivenhainen, Pinien und Zypressen, schwer beladenen Granatapfelbäumen, Orangenplantagen und Ziegenherden. Letztere sorgten auch schon mal für einen Schreckmoment, also so ein Tier meckernd aus dem Nichts auf die Strasse sprang. Die Hinterlassenschaften auf der Strasse zeugen von der grossen Anzahl Tiere, die von den Hirten und ihren Hunden durch die Berge getrieben werden.

Kurz vor Athen konnten wir beobachten, wie ein grosser Frachtkran von einem Schlepper durch den engen Kanal von Korinth gezogen wurde. Dieser erstreckt sich über 6 Kilometer, ist gerade mal 24 Meter breit und nur 8 Meter tief. Die kleine Brücke beim südlichen Eingang des Kanals wird für eine Durchfahrt jeweils ins Wasser abgesenkt.

In der Hauptstadt durfte der Besuch der Akropolis natürlich nicht fehlen. Der Parthenon wurde umsichtig mit neuem Marmor restauriert und lässt noch erkennen, wie erhaben dieser Ort einst war. Der Sage nach lieferten sich Poseidon und Athene hier einen Wettstreit um die Gunst der Menschen. Das Olivenbäumchen von Athene überzeugte mehr als die Quelle Poseidons, so dass Athene zur Schutzgöttin der Stadt erwählt wurde. Früher huldigte man ihr mit einer 9 Meter hohe Statue, heute ist nur noch ein Teil des Sockels erkennbar.

Wir schlenderten durch die Plaka (Altstadt) Athens, assen Gyros und Tsatsiki, stiegen unzählige Stufen hoch und runter, genossen dabei den Rundblick über die riesige, weisse Stadt und liessen uns in Psyrri von Athens Nachtleben mittragen.

Nun verbringen wir die letzten warmen Sommertage südlich von Athen am Meer, nehmen heute die Fähre nach Kavala. Morgen werden wir über Istanbul in die Türkei einreisen und damit erstmals asiatischen Boden betreten. Wir freuen uns auf Istanbul und einen weiteren Besuch aus der Heimat.

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