Florida

Klima und Fauna wirken noch tropisch, doch während die Karibikinseln meist vulkanischen Ursprungs sind, bestehen die südlichen Inseln der Florida Keys aus langgezogenen Korallenriffen. Kulturell bietet Florida ebenfalls ein neues Erlebnis, auch wenn der kubanische Einfluss in der Hauptstadt noch gut spürbar ist. Dass unsere Karibik-Reise auf dem amerikanischen Festland endet, war nicht geplant, aber das Ungeplante hat mittlerweile eine gewisse Konstanz angenommen - also nichts wie rein in den american way of life.

Miami

Die Szenerie von Miami Beach mit seiner eleganten Skyline, den Art Deco-Bauten entlang dem Ocean Drive, dem weissen Sandstrand und den Bikini-Schönheiten hat sich uns durch die TV-Serie «Miami Vice» der 80er-Jahre unlöschbar ins Gedächtnis gebrannt – und es sieht noch genauso aus wie in unseren Erinnerungen. Nur die Körper und die Bademode haben sich verändert: üppige Kardashian-Hintern über winzigen Strings und boob jobs überall – doch Mann lässt sich das gefallen. Auf der Flaniermeile mit den pastellfarbenen Fassaden gegenüber der Strandpromenade gibt es zahlreiche Bars und Restaurants, wo Cocktails in Pokalgrösse serviert und in europäischer Manier Shishas geraucht werden. Am kilometerlangen Strand stehen in Abständen von 100 Metern Lifeguard-Häuschen auf hölzernen Stützen und Plattformen. Jedes einzelne mit individueller Form- und Farbgebung. Die vielen Sonnenhungrigen sind mit Sonnenschirmen, Liegestühlen, Picknickdecken und der obligaten Kühlbox angereist. Die Stimmung ist relaxt, obwohl vom Baden aufgrund temporärer Rip Currents und Hazardous Sealife abgeraten wird. Etwas zurückversetzt finden wir die Muscle-Beach. In Seefracht-Containern lagern Hantelstangen, Gewichtsscheiben, Kettle Bells und weiteres Zubehör. Auf dem sandigen Gelände sind Hantelracks, Turngerüste, Boxing Bags und Poledance-Stangen zwischen den Palmen aufgebaut. Unter dem blauen Himmel Floridas und den voyeuristischen Blicken des Publikums wird mit nackter Haut trainiert, posiert, gebräunt, geschwatzt und geflirtet.   

Little Havanna ist Miamis Enklave der Exil-Kubaner, unbestrittenes Herzstück ist die Calle Ocho (SW 8th St). Hier treffen sich die Locals zum Spiel im Dominopark oder zu einem Schwatz mit Zigarre in einer der zahlreichen Bars, Cafés und Cigar Shops. Wir durchkosten einige der zahlreichen Restaurants und geniessen anschliessend kubanische Cocktails und eine hauseigene Zigarre auf der Terrasse des Guantanamera, während drinnen eine fünfköpfige Band auf winziger Bühne Son spielt und beschwingt getanzt wird. Jedes dritte Geschäft an der Calle Ocho ist ein Zigarrenladen mit eigener Manufaktur. Als sich Fidel Castro 1959 auf Kuba an die Macht putschte und den Kommunismus etablierte, enteignete er US-Bürger und verstaatlichte deren Unternehmen. Die USA konterten mit einem Handelsembargo, das unter anderem die Einfuhr von Zigarren verbot und das als Relikt des Kalten Krieges in abgeschwächter Form bis heute in Kraft ist. Die begehrten kubanischen Zigarren sind in den USA also nur eingeschränkt erhältlich, doch die in Florida und vor allem in Miami heimischen Exil-Kubaner haben die Marktlücke erkannt: in eigenen Fabricos produzieren sie Zigarren und verkaufen sie als kubanisch-amerikanisches Produkt. Während nachts das Ausgehvolk flaniert, sehen wir in einem hellerleuchteten Geschäft vier Frauen Zigarren rollen – zwar nicht auf dem baren Oberschenkel, doch immerhin von Hand.

St. Augustine

Auf dem Weg nach Norden lernen wir in einem AirBnB den pensionierten John kennen. Er sucht in Florida eine Liegenschaft, um näher bei seinem Bruder zu leben. Er kennt sich mit Immobilien aus, war aber auch schon Programmierer, Autohändler, Versicherungsagent und Betreiber eines Campgrounds. Auf dem Gelände des Campingplatzes baute er mit Hilfe der lokalen Pfadfinder eine Art Geisterbahn mit pneumatischen und pyrotechnischen Effekten, um die Kinder seiner Gäste zu unterhalten. John bastelt auch heute noch, sein liebstes Hobby ist es, Miniaturhäuser der Westernstadt Dodge City, aus der TV-Serie «Gunsmoke» (bei uns als «Rauchende Colts» ausgestrahlt), massstabgetreu nachzubauen. Er zeigt uns das Modell eines Saloons mit Schwingtüre, Bartheke, den obligaten Pokertischen und funktionierenden elektrischen Lämpchen auf der Veranda. Er hat sogar an das Klavier gedacht, das in einer Ecke des Mini-Etablissements steht. John ist einer dieser für unsere Begriffe typischen, begeisterungsfähigen und enthusiastischen amerikanischen Machertypen.

Die Studentenstadt St. Augustine an der Nordostküste Floridas ist die älteste von Europäern gegründete und durchgehend besiedelte Stadt der USA. Sie wurde 1565 von spanischen Kolonisten aufgebaut und weist noch heute ein intaktes Stadtbild spanischer Kolonialarchitektur auf. Das finden wir aber erst am fünften Tag heraus, denn die ganze Woche fokussieren wir uns darauf, Segeln zu lernen. Wir stehen vor 6 Uhr auf, bereiten den Lunch vor und lernen zwei Stunden, bevor wir zur Marina radeln und den ganzen Tag nautische Begriffe, Seilknoten und Segelmanöver einüben. Am Abend essen wir kurz und gehen nochmals für einige Stunden hinter die Schulbücher. Lernen, essen, radeln, schlafen, repeat – fünf intensive Tage. Umso ausgiebiger feiern wir den erfolgreichen Abschluss im historischen Kern von St. Augustine, wo sich Restaurants und Bars mit Lifemusik aneinanderreihen.

Lake City

Der All Tech-Raceway ist eine kleinere Stockcar-Rennstrecke. Wir setzen uns am späten Nachmittag auf die noch fast leere Tribüne und geniessen unsere Hot Dogs und Bier aus dem Pappbecher. Der ,Dirt Track’ ist ein Oval aus einem Gemisch von Lehm, Sand und Erde. Für den «Dirt» sorgt ein bulliger Tankwagen, der Runde um Runde die Strecke mit Wasser besprengt, um diese in eine veritable Schlammpiste zu verwandeln. Die Ränge füllen sich langsam mit Besuchern allen Alters. In der einen Hand Campingstuhl und Decke, in der anderen Verpflegung. Der Event startet mit der Bitte des Speakers, sich für die Landeshymne und ein Gebet zu erheben, in dem all der tapferen «Servants» in Amerikas Diensten gedacht wird. Dann geht’s los mit den Pre-Heats, in denen jeweils sechs bis sieben Fahrzeuge über fünf Runden die schnellste Rundenzeit ausmachen, welche dann über die Startposition im Hauptrennen entscheidet. Im Main-Race starten die rund 30 Boliden aus langsamer Fahrt heraus. Sobald die Ampeln auf Grün wechseln, starten die mit bis zu 400 PS bestückten Motoren durch. Ein infernalischer Lärm und ein einziges Chaos. Gebremst wird nicht, die Fahrzeuge werden am Ende der Geraden angestellt und überwinden die Steilwandkurve mit einem langen Drift. Immer wieder touchieren sich Wagen und spätestens nach zwei Runden steht einer quer auf der Piste. Dann wird die gelbe Flagge geschwenkt, das Rennen so lange unterbrochen, bis der fehlbare Fahrer wieder auf Track ist und das komplette Feld fahrend wieder Position eingenommen hat. Auf die grüne Flagge hin drehen die Motoren von Neuem auf. Sieger ist schliesslich ein 14-jähriger Jungspund, der in einem potenziell tödlichen Rennen mitfahren darf, dem die Mama aber das Bier aus dem Siegerpokal untersagt. 

Nebst dem Raceway ist der Süden von Lake City für seine zahlreichen Quellen bekannt. Aus der ganzen Welt reisen Taucher an, um die labyrinthartigen «Blue Holes» in den Seen der umliegenden Wälder zu erkunden. Uns reicht es, gegen die unterirdisch aufsteigende Strömung des Blue Holes anzuschwimmen.

Hernando Beach

Unser AirBnB-Gastgeber Rocky lebt mit seiner 12-jährigen Tochter Hailey in einem für Florida typischen, erdgeschossigen Haus mit drei Schlafzimmern, einem Bad, einem Hundezwinger mit zwei verschmusten Hunden in einer Ecke, einer Küche, in der sich Pizzaschachteln und Schmutzgeschirr stapeln, und einer gemütlichen Sofaecke mit einem riesigen und permanent laufenden Bildschirm. Kaum hat er uns reingebeten, entschuldigt er sich mit den Worten «have to go back to work», wobei er sich in den Schalensitz einer Gamekonsole mit Bildschirm, Steuerrad, Gas- und Bremspedal quetscht. Man kann sich gamen auch als Arbeit schönreden, denken wir, doch später erfahren wir, dass Rocky halbprofessionell Stockcar fährt. An der Konsole trainiert er die verschiedenen Rennstrecken. Auch Hailey fährt bereits Rennen, obwohl sie eigentlich mal Meeresbiologin werden möchte. Verständlich, wo der hauseigene Garten von einem Salzwasserkanal begrenzt wird, der direkt ins Meer mündet. Die Gartenterrasse mit Pool ist mit einem Netzgeflecht umzäunt, um Mücken und Alligatoren fernzuhalten.   

Auf der Fahrt raus aus Hernando Beach kehren wir ins Silver Dolphin ein, einem farbenfrohen Diner an der Hauptstrasse. Wir werden durchs Restaurant geleitet, vorbei an einem Regal mit angestaubten Souvenir-Nippes, auf die rückwärtige Terrasse, die über einen Kanal ragt. Wie so oft in den Diners werden wir von einer kehligen Serviererin empfangen: «How y’all doing? My name’s Bev, I’m your server today. What can I do for ya?” Während wir uns mit Fried Eggs, Bacon, Toast und Pancakes stärken, beobachten wir die unter uns vorbeigleitenden Alligatoren und Schildkröten.

Daytona

Unterwegs Richtung Atlantikküste halten wir bei einer Coin-Laundry, um zu waschen. Der Laden wirkt wie die Kulisse aus einem amerikanischen Roadmovie. Links vom Eingang eine Lady, die für das Handling der chemischen Wäsche verantwortlich ist. Rechts davon zwei Wechsel-Automaten. Der eine wechselt grosse Noten in kleine, der andere spuckt ausschliesslich Quarters (25 Cent-Münzen) aus. Das merken wir aber erst, nachdem wir eine 20 Dollar-Note in Apparat No. 2 geschoben haben. Die ersten Silberstücke werden wir für Waschmittel los, weitere stecken wir in eine der rund 30 Wachmaschinen und menschhohen Tumbler. In einer Ecke steht eine Voliere mit einem Papagei, der nicht gefüttert werden will. Daneben warten Wäschewagen, um die trockene Wäsche aus der Trommel an einen der Tische zu karren und zu falten. Der Raum ist dekoriert mit Spiegeln und Messingornamenten, Deckenventilatoren im Kolonialstil sowie allerlei Antiquitäten aus den Zeiten der Handwäsche. Commercial- und News-Sender plärren von den Flachbildschirmen unter der Decke, ein Foodautomat steht eingeklemmt zwischen Trocknertürmen. An einer Wand sind durchgehend Resopal-Schalensitze angebracht, daneben ein Tischchen mit einer Kaffeekanne, Pappbechern und einigen Zeitungen. Es wird vor allem Spanisch gesprochen, doch die Anwesenden spiegeln fast das gesamte ethnische Kaleidoskop der amerikanischen Gesellschaft wider. Wer hier wäscht, kann sich vermutlich keine eigene Waschmaschine leisten oder hat vielleicht kein Zuhause, wo er sie aufstellen könnte. Die Pandemie und die steigenden Preise haben erneut eine grosse Zahl Arbeitslose und Working Poor geschaffen, denen teilweise nur das Auto zum Übernachten bleibt. Das Auto ist heute für den Amerikaner, was früher Pferd und Planwagen waren – eine absolute Notwendigkeit, um sich in diesem riesigen Land fortzubewegen. Es ist aber auch ein Sammelobjekt. Auf jeder Auffahrt parken mindestens zwei Wagen, nicht selten drei und mehr. Im Zweipersonen-Haushalt einer BnB-Vermieterin stehen zwei in der Auffahrt vor dem Garagentor, einer dahinter, ein weiterer auf dem Rasenstreifen neben dem Haus und zwei auf der mageren Grasfläche des Gartens dahinter. Unsere Landlady besitzt nur einen davon, die restlichen gehören dem Sohn, der die meiste Zeit telefonierend im geparkten Auto vor dem Haus sitzt.   

Was die Pferdestärken von Motorbikes anbelangt, davon kriegen wir an der jährlich stattfindenden Daytona Bike Week eine Menge zu sehen und zu hören. Am Daytona International Speedway sind die meisten Motorradmarken vertreten und es gibt massenhaft Zelte mit T-Shirts, Stoff-Batches und weiteren Biker-Accessoires, vornehmlich Merchandise-Artikel der bekannten Bike-Schmiede aus Milwaukee. Das eigentliche Happening aber spielt sich auf der Main Street ab. Die bekanntesten Biker-Bars sind der Boot Hill Saloon, dessen Interieur aus dunklem, speckigem Holz besteht, das in seinen vielen Jahren deutlich mehr Bier als Beize abbekommen hat. An die Wände sind Poster vergangener Konzerte, Bierdeckel, Plakate und Zierbleche mit süffigen Slogans getackert. Bierleuchtreklamen, Fender von Bikes und das Chassis eines Stock Cars hängen von der Decke. Auf der kleinen Bühne rockt die Band Klassiker von Mötley Crüe, Aerosmith und Guns n’Roses und lässt das Publikum tanzen. Weiter die Strasse runter steht der Full Moon Saloon mit seinen Pool Tables, an dem heute nur wenig Kugeln bewegt werden, denn alles hat sich im Aussenbereich versammelt, wo leichtbekleidete Girls die lederbedressten Hobbybiker mit Bier, Bourbon, Hamburger, Hot Dogs und Rips versorgen. Gegenüber ist das Dirty Harry’s, eine weitere traditionsreiche Biker-Bar, ebenfalls mit Bühne, auf der der legendäre «Cowboy» – ein zwei Meter Mann mit Stetson und gespannter Lederweste über dem Bierbauch – pitcherweise eiskaltes Wasser über die wackelnden Brüste und Ärsche der Miss Wet T-Shirt Anwärterinnen giesst. Letztes Jahr machte eine 72-Jährige das Rennen, heute ist es eine ebenfalls wasserstoffblondierte, aber deutlich jüngere Lady.  

Arcadia und die Golfküste

Wir durchqueren die Breitseite Floridas erneut und erreichen nach über 200 Meilen North Port. Von hier aus fahren wir nach Arcadia, dem Schauplatz für das All Florida Championship Rodeo. Ausserhalb der Arena locken Verkaufsbuden die rund 7'000 Besucherinnen und Besucher mit Cowboyhüten, Boots, Lederware, Holzarbeiten und Schmuck, während in Fressbuden Supersize-Portionen Pommes, Pulled Pork, Rips, Funnel Cakes und Popcorn über die Theke gereicht werden. Die Veranstaltung beginnt mit dem Schafereiten der Kleinsten, was bei den einen zu stolzem Grinsen, bei anderen zu Tränen führt. Die offizielle Eröffnung des Rodeos beinhaltet auch hier die obligate Lobhudelei auf die USA, eine Würdigung der zahlreichen Kriegsveteranen im Publikum und der abschliessenden Liveperformance der Nationalhymne, zu der sich alle erheben. Das Rodeo besteht aus acht Disziplinen: Reiten auf bockigen Hengsten mit und ohne Sattel, Einfangen und Fesseln von Kälbern in Variationen, Fassreiten auf Zeit und dem abschliessenden Bullriding. Wir bewundern den Cowboyclown, der nicht nur Sprüche und Faxen macht, sondern sich immer wieder unerschrocken vor die wild ausschlagenden Tiere stellt, um sie von den abgeworfenen Cowboys abzulenken. Mit dem letzten Reiter endet die Veranstaltung familiengerecht vor fünf Uhr, damit noch genügend Zeit fürs heimische BBQ bleibt.

Die letzten 18 Tage unserer Reise dürfen wir im Haus, oder besser der Villa, einer Freundin verbringen. Hawthorne ist eine Gated Community in Bonita Springs, in der sich die nur in Nuancen unterscheidenden Häuser an die künstlich angelegten Kanäle reihen, die von Reihern, Schildkröten und ab und zu auch Alligatoren aufgesucht werden. Zufahrt gibt es nur mit Badge, das Fitness Center und die Tennisplätze sind in der Grundgebühr beinhaltet. So jagen wir regelmässig den gelben Filzbällen hinterher, kühlen uns im Pool ab und lassen den Tag mit einem Glas Wein im aufgeheizten Whirlpool ausklingen.
In der ganzen Zeit unternehmen wir nur einen Ausflug, runter in die Everglades, konkret in das Big Cypress National Reserve. Gemächlich paddeln wir im Kajak durch das brackige Wasser, stossen uns an den aus dem Wasser ragenden Wurzeln ab und ducken uns unter dem natürlichen Blättertunnel der Roten Mangrove. Ab und zu öffnet sich der schier undurchdringliche Mangrovenwald in einen grösseren Pool, der wie eine Waldlichtung im Wasser anmutet. Seine Ränder werden dominiert von grossen Sumpfzypressen, deren fächerförmiger Hauptstamm sich gegen oben verjüngt und in wild verdrehte Äste übergeht, von denen Bartflechten bis zur Wasseroberfläche hängen. Ab und zu blitzen die korallenroten Blüten der Tupelobäume zwischen der graugrünen Masse hervor. Alligatoren gleiten durchs Wasser und Baby-Alligatoren mit den für ihr Alter typischen gelben Rückenstreifen wärmen sich auf den Wurzeln der Mangroven. Unser Guide erklärt uns endlich den Unterschied zwischen Krokodil und Alligator: Krokodile haben eine schmale, V-förmige Schnauze, bei der man sowohl die Zähne des Unter- als auch des Oberkiefers sieht. Sie sind grösser als die Alligatoren, die eine U-förmige Schnauze haben und aussehen, als würden sie grinsen. Zudem kann das Krokodil sowohl im Salz- als auch im Süsswasser leben, die Alligatoren bevorzugen klar letzteres und kommen nur im Süden der USA und in China vor. Aber schlussendlich ist es egal, ob man von einem Alligator oder einem Krokodil gefressen wird, wir bleiben also auf sicherer Distanz. Unseren Lunch kaufen wir von einem Food Wagon mit dem Namen «Boatwreck» direkt an der Chokoloskee Bay in Everglades City. Der Slogan «Off the boat and onto the grill» bewahrheitet sich bei Austern und Fischburgern. Nach dem ruhigen Vormittag im Kajak sind die Propeller der Airboats trotz Hörschutz ohrenbetäubend. Wie auf einer Chilbibahn flitzen wir durch die Kanäle der Mangrovenlandschaft und just als es Zeit wird, zurückzufahren, versperrt uns ein Alligator die Weiterfahrt. Das riesige Tier verharrt in rund 50 Metern Abstand und glotzt uns regungslos an. Wir vermuten eine Attrappe, die aus dem nahen Disney World ausgemustert und hier installiert wurde, um den Touristen wenigstens eine tierische Attraktion vorzugaukeln, denn bei dem Höllenlärm lässt sich sicher kein lebendes Reptil blicken.

Florida ist seit jeher republikanisch und daher Trump-Country, was man noch da und dort an den Sympathiebekundungen auf Fahnen an Hausfassaden oder Vorgärten erkennt. Wenn einen nicht Trumps Konterfei vom Tuch angrinst, dann liest man den Anti-Bidschen Slogan «Let’s go Brandon», was so viel wie «Fuck you Biden» heisst. Die sichtbaren Sympathiebekundungen für Trump sind nicht so zahlreich, wie wir befürchtet hatten. Vielleicht ein Zeichen, dass man sich langsam mit der aktuellen Regierung arrangiert. Oder aber zuversichtlich auf die kommenden Midterm-Wahlen im Herbst wartet…

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