Von Bosnien nach Montenegro

Mostar fasziniert mit Religionsvielfalt. Auf der Westseite finden sich die Orthodoxe und die Katholische Kirche, auf der Ostseite prangen zwei Minarette in den Himmel. Zur muslimischen Gebetszeit erschallen die Rufe der Muezzine und hallen an den Felsen der Neretva wider. Die alte Brücke, das wichtigste Denkmal der Stadt, erhebt sich zwischen den beiden Seiten. Sie wurde 1993 im Bosnienkrieg zerstört und bis 2004 mit den alten Steinen neu aufgebaut. Selbst jetzt, Mitte September, drängen sich hunderte Menschen über die steilen, rutschigen Steine, bleiben stehen, um die eindrückliche Aussicht zu geniessen oder mit den Brückenspringern mitzufiebern. Mehr dazu im Blog über Amir.

Etwas ausserhalb von Mostar liegt Blagaj, ein beschauliches Dörfchen bekannt für seine aus einer Höhle fliessende Quelle. Das Wasser sucht seinen Weg über Kaskaden und wird zum seichten Fluss der sich von Weiden gesäumt in der Ferne verliert. Obwohl die idyllische Szenerie zum Verweilen einlud, suchten wir zuerst nach einer Möglichkeit zu duschen und unsere Kleider zu waschen, weshalb wir direkt den lokalen Camping ansteuerten. Nach der Grosswäsche hatten wir uns ein Bier in der Gartenlaube verdient, wo wir mit Pauline und Lorenz ins Gespräch kamen, die uns für Montenegro und Albanien Tipps gaben und uns am Abend auf ein Glas Wein einluden.

In der Schweiz kaum vorstellbar führt eine Schotterpiste 18 km den Berg hoch, mitten im Sutjeska Nationalpark und öffentlich zugänglich. Die erste aufregende Nacht verbrachten wir mutterseelenallein auf einem Parkplatz mitten im Wald – mehr dazu im Newsletter Nr. 8. Am nächsten Tag fuhren wir ganz hoch auf die Alp. Was für eine Aussicht uns auf 1668 Meter erwartete!

Wir bereiteten uns vor zum Trnovačko See zu wandern, als wir von Radovan, einem Senn, angesprochen wurden. Er führte uns zu seiner Hütte, wo er uns mit Kaffee und Rakija verköstigte. Die folgenden 300 Höhenmeter runter in die Ebene und hoch zum See bewältigten wir beschwingt und gut gelaunt in rund zwei Stunden. Kurz vor dem grün schimmernden See passierten wir die Grenze zu Montenegro, was aber nur auf der Karte zu erkennen war.

Die zweite Nacht war eiskalt, aber deutlich unaufgeregter als die erste. Nach einem weiteren Besuch bei Radovan, und um Käse und eine Flasche Rakija reicher, fuhren wir weiter. Wir wollten noch nach Montenegro kommen.

Am Zoll bei Šćepan Polje querten wir eine schmale Holzbrücke, die den Blick auf den Raftingfluss Tara freigibt. Auf der anderen Seite kam ein Mann jubelnd auf uns zu: «Švajcarska? Where from? My sister lives in Dietikon!». Die Welt ist klein aber umso bedeutender kam sich der Zollbeamte vor, denn er nahm es mit der Kontrolle SEHR genau. Für die rund 8 Autos vor uns benötigte er 40 Minuten. Mit dem zweiten Stempel im Pass folgten wir dem Tara Canyon und erreichten den grossen Stausee bei Plužine. Hier fanden wir ein Plätzchen unter Zwetschgen- und Nussbäumen, etwas schräg vielleicht, aber so entspannt, dass wir zwei Nächte blieben.