Ballonfahren – Freifahrtschein in den Himmel

Wir steigen sanft und beinahe unmerklich in die Höhe, begleitet von neunundneunzig anderen Heissluftballons, die sich schemenhaft gegen den dunklen Morgenhimmel abzeichnen oder grellbunt aufleuchten, wenn Gasflammen in die traubenförmigen Hüllen schiessen.

Vor uns schält sich die Landschaft mit ihren von Pappeln besetzten Schluchten und Sandsteintürmen aus der Dämmerung. Das einheitliche Grau weicht dunklen Grüntönen und dann erstrahlen die Steinformationen in der aufgehenden Sonne in den schönsten Farbnuancen: Ocker- und Sandfarben, Safrangelb und Granatapfelrot. Die Vulkane, die diese Gegend in Zentralanatolien formten, ragen aus dem Dunst und die Dörfer Göreme, Uçhisar und Ortahisar glitzern in der Ferne.

Dann und wann das fauchende Geräusch des Brenners, wenn der Pilot dem Ballon einen weiteren Heissluftstoss versetzt, um ihn in die gewünschte Höhe zu schrauben. Der Ballon kann nicht aktiv gelenkt werden. Die verschiedenen Luftströmungen geben die Richtung vor. Der erfahre Pilot nutzt sie, um an sein Ziel zu gelangen.

Unsere Welt erscheint klein von da oben. Wir fahren auf 800 Metern Höhe und geniessen die Stille. Kein Wind zerrt an den Kleidern, weil der Körper im Ballon mit der Luft treibt und keinen Widerstand bietet. Die Gedanken fliessen mit der Landschaft. Die Augen weit offen und durchlässig – Staunen, Ergriffenheit. Die Erde, in Farben und Formen bar jeglicher Vorstellungskraft.   

Die hochfliegenden Gedanken ertrinken jäh im Adrenalin, als der Pilot den 16 Personen fassenden Korb grinsend zwischen zwei Sandsteintürmen durchsteuert, keine Armlänge entfernt.

Die phallusähnlichen Felsen geben der Schlucht ihren Namen: Love Valley. Wir befinden uns in Kappadokien und ich wurde eben von einer zweiten Liebe geküsst.

 

Ort: Kappadokien, Türkei.

Ausrüstung: Der Heissluftballon besteht aus der Ballonhülle und verschiedenen Seilzügen, dem Korb, dem Brenner und der Gasflasche sowie verschiedenen Navigationsinstrumenten. Der Pilot steht via Funk mit der Bodencrew und den anderen Piloten in stetem Kontakt. Das Ballonfahren kann übrigens in rund 20 Stunden erlernt werden.  

Zu beachten: Warm anziehen, in den Himmelssphären ists kalt. Ein Schnäpschen aus dem Flachmann hilft auch.

Erlebnis: Fun, Spirituell